Cybermobbing im digitalen Klassenzimmer - Was tun?

(Illustration: Pete Linforth/pixabay)

Der Fernunterricht ist noch lange nicht überall so gut geregelt, dass keiner uns und unsere Schüler während der Videostunden stören kann. Viele von uns haben selbst schon erfahren, wie es ist, wenn uns die eigenen Schülerinnen und Schüler stumm schalten, ungebetene Gäste mitbringen, unaufgefordert die Chatleiste mit Emojis und GIFs verzieren, von denen nicht alle von uns wissen, was sie im Einzelfall bedeuten. Sind sie verletzend gemeint, oder ist es ein harmloser Gag? Schneiden manche unser Konterfei während der Videokonferenz mit, um danach in den sozialen Netzwerken ihren Unfug damit zu treiben? Keine schöne Aussicht, und an vielen Kolleginnen und Kollegen geht das nicht spurlos vorbei. Doch auch, wenn einzelne Kids uns wirklich verletzen wollen, bleiben wir professionell und nehmen uns das nicht besonders zu Herzen. Wir wissen alle, dass es zum Geschäft gehört, und dass wir es nie schaffen werden, uns mit allen Schülern gut zu stehen.

Hingegen Kinder und Jugendliche leiden anders und stärker darunter, wenn Mitschüler sie vor den anderen entwürdigen. Es beeinflusst, wie sie sich persönlich entwickeln. Fernunterricht bietet Übeltäterinnen und -tätern einen neuen Spielraum, in dem sie – je nach Antrieb – zur Hochform auflaufen. Zuweilen auch mit krimineller Energie, was aber relativ selten vorkommt. Doch wenn es vorkommt, dürfen wir es nicht laufen lassen.

Es macht keinen Sinn, wenn Schulen davor kapitulieren und sich von den Videokonferenzen zurückzuziehen, um sich mit dieser Seite des Fernunterrichts nicht mehr auseinandersetzen zu müssen. Dies ist der falsche Weg. Vielmehr müssen sich Schulen und Lehrkräfte darüber bewusst werden, wo Probleme liegen können, und wie wir damit so umgehen, dass sich unsere Schützlinge im digitalen Raum ihrer Schule genauso vertraut und sicher fühlen können wie im Präsenzunterricht.

Der coronabedingte Distanzunterricht ist deshalb besonders, weil wir zumeist regelrecht hineingestolpert sind. Spezielle Schulordnungen für diese Unterrichtsform sind nicht vorhanden. Viel wird gerade improvisiert. Lediglich auf die ohnehin geltenden Regeln zu verweisen, hilft nicht unbedingt, wenn Schülerinnen und Schüler sie nicht auf Videokonferenzen anwenden können – die Zusammenhänge für sie zu abstrakt bleiben. Dann sind wir als Lehrkräfte besonders gefordert, es für sie anschaulich zu machen.

vgl. "Abschalten hilft nicht" https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2021-01/cybermobbing-digitalunterricht-homeschooling-psychologie-herbert-scheithauer?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

 vgl. "Mobbingfallen im Distanzunterricht" https://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2021-02/cybermobbing-schule-lehrer-digitaler-unterricht-pandemie-lockdown


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