- Hohe Inzidenzen - Schulöffnungen als vorsätzliche Gefährdung?
(Illustration: Syaibatul Hamdi/pixabay) |
17. März 2021
In NRW hatten sich die Stadt Dortmund, der bergische Kreis und der
Kreis Düren entschlossen, die Schulen auf dem Hintergrund steigender
Infektionszahlen und der aggressiven Mutante B.1.1.7 nicht zu öffnen,
wie es die Laschet-Regierung durchsetzen will. So kam es zum Streit mit
dem Landesministerium für Gesundheit und dessen Hausherrn Karl-Josef
Laumann. Selbst Ministerpräsident Armin Laschet schaltete sich ein. Doch
das könnte sich zum Bumerang entwickeln. Denn es ist nicht so, dass man
die Gefahren nicht kennen könnte.
Klare Faktenlage
Nach den Erfahrungswerten der Forschung ist den Entscheidern klar, dass sie es mit einer Mutante zu tun haben, die erstens deutlich infektiöser und zweitens sogar tödlicher ist als der bisherige so genannte Wildtyp von SARS-COV-2.*) Zudem sprechen die Forschungsergebnisse dafür, dass der Erreger besonders Kinder und junge Menschen deutlich stärker befällt. Das Hyperinflammationssyndrom kann bei ganz jungen Menschen zu schweren Verläufen einschließlich erhöhter Lebensgefahr führen.**) Die spanische Grippe vor 100 Jahren wirkte in ihrer zweiten Welle nach Berichten deshalb so tödlich, weil es im Organismus offenbar zu einer solchen Überreaktion des Immunsystems kam.***) Und dieses System ist bei jüngeren Menschen am stärksten ausgeprägt. Insofern gelang es dem damaligen Virus offenbar, den Schutzmechanismus des Körpers zu dessen Feind zu machen. Auf der anderen Seite gab es damals auch wesentlich mehr jüngere als ältere Menschen. Das ist bei uns heute umgekehrt.
Alles ist möglich
Wenn
man aufmerksam internationale Berichte und Ergebnisse verfolgt, liegt
der Schluss nahe, dass ganz viel zwar noch nicht abzusehen und sehr viel
möglich ist. Allein steigende Infektionszahlen in der Fläche bieten dem
Virus den Spielraum, sich immer wieder zu verändern. Damit erhöht sich
naturgemäß auch die Wahrscheinlichkeit, dass es zu noch aggressiveren
Formen kommt. Auf diesem Hintergrund wird jede Entscheidung für
Schulöffnungen trotz hoher Infektionszahlen zum "Ritt auf der
Rasierklinge", wie es News4Teachers bildhaft schreibt.****)
Irrationale Politik
In
diesem Szenario Schulöffnungen per ordere mufti durchsetzen zu wollen,
gegen die Faktenlage, ist tatsächlich völlig irrational.*****) Doch
kann man die Exekutive nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Im
Gegenteil: Sie ist gefordert, rational gegen das Virus vorgehen, damit
es nicht weiter aus der Kontrolle gerät. Wenn sie dies unterlässt, gerät
sie in bedrohliches Fahrwasser. Denn dann ist es nicht mehr fahrlässig,
dem Virus freien Lauf zu lassen, sondern bedingter Vorsatz. Das
bedeutet, dass die Verantwortlichen in Kauf nehmen, damit viele weitere
Leben und die Gesundheit der Menschen zu gefährden. Besonders derer, die
zwar zu jung sind, um sich aus der Gesellschaft zurückziehen zu können,
weil sie zur Schule gehen oder arbeiten müssen, aber durch die bislang
bekannten Schlampereien noch keinen Impfschutz haben.
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*) https://www.spektrum.de/news/coronavirus-variante-b-1-1-7-ist-wohl-doch-toedlicher/1847611
**) https://www.amboss.com/de/wissen/Multisystem_inflammatory_syndrome_in_children
***) https://www.aerzteblatt.de/archiv/197155/Spanische-Grippe-Ein-Virus-Millionen-Tote
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