- Digitaler Unterricht: Tablet versus Notebook

 

(Illustration: Gerd Altmann/pixabay)

Wer als Lehrerin oder Lehrer viel mit dem Computer gearbeitet hat, weiß um den Nutzen einer vernünftigen Tastatur. Selbst die Gamer unter unseren Schülerinnen und Schülern schätzen deren Möglichkeiten, wenn sie bei Fort Nite ihre Spielcharaktere gegen dunkle Kräfte verteidigen müssen. Überall dort, wo man es mit einem komplexeren Funktionsumfang in konstruktiven, kreativen und administrativen Prozessen zu tun hat, haben sich Desktop PCs oder Notebooks etabliert. Mit gutem Grund, denn trotz geringen Gewichts, Touchscreens und Mobiltauglichkeit ist das Tablet aufgrund der fehlenden physikalische Tastatur für komplexere Aufgabenzusammenhänge nicht geeignet.

Notebooks – Vorteile im Funktionsumfang

Ein weiterer wichtiger Unterschied findet sich im videogestützten Fernunterricht. SchülerInnen mit Notebook oder Desktop PC können den vollen Funktionsumfang nutzen. Wer jedoch mit Tablet – oder Smartphone – teilnimmt, muss auf Funktionen verzichten, etwa auf das Aufzeigen mit dem Hand-Icon. Auch das Umschalten auf manches Unterrichtsmaterial oder auf ein Whiteboard (z.B. in TEAMS) ist unkomfortabel bis unmöglich. Von Schülern mit Tablets oder nur Smartphones kommen häufig Rückmeldungen, dass sie eine Aufgabe nicht durchführen können oder Inhalte nicht angezeigt bekommen, was bei Schülern mit „richtigem“ Computer ohne Probleme funktioniert.

Notebooks - Vorteile bei der Bedienung

Zudem lässt sich auf dem Tablet nicht die strukturierte Bedienung mit Hilfe des 10FT-/10FingerTips-System erlernen und üben. Das ist aber wiederum die effizienteste Methode zum Texten. Facharbeiten, Referate und Aufsätze lassen sich damit am leichtesten verfassen. Deshalb gibt es inzwischen viele Schulen, die innerhalb ihres Informatikunterrichts in der Sekundarstufe 1 das 10-Finger-System vermitteln.

Ein weiteres gewichtiges Argument: Arbeitgeber und Hochschulen erwarten den effektiven und effizienten Umgang mit Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentation, der bereits eingeübt sein muss, bevor man die Schule abschließt.

Tablets – Vorteile in der Primarstufe

Das Tablet kann dies alles nicht leisten. Seine Stärke liegt nicht in textlichen, sondern in rein visuellen Aufgabenfeldern, z.B. Objekte auf einer Oberfläche so zu manipulieren, dass sie eine bestimmte Funktion übernehmen oder eine Information geben. Das Touchscreen-Prinzip macht Objekte in wahrsten Sinne des Wortes begreifbar. Für jüngere Kinder ist dies eine hervorragende Methode, um sich Lernwelten zu erschließen.

So kommt man zu dem Schluss, dass das Tablet für weiterführende Schulen nicht zu empfehlen ist, während es für die Primarstufe ein sehr wertvolles Lern- und Arbeitsmittel darstellt. Jüngere Kinder können damit ihre Möglichkeiten leichter ausreizen, da die Geräte besser zum psychischen Entwicklungsstand in Bezug auf Sinneswahrnehmungen und kognitive Verarbeitungskomplexität passen.

Tablet und Notebook: Zweischrittiges digitales Lernen

Deshalb ist es ein schlüssiges Vorhaben, die Kinder an das digitale Lernen mit Tablets heranzuführen, deren Display allerdings mindestens 10“ bemessen sollte. Und sie erst im zweiten Schritt an den weiterführenden Schulen mit dem 10-Fingersystem an Computern mit vollwertigen Tastaturen vertraut zu machen. Solche bieten zudem viele Erweiterungsmöglichkeiten, sowohl bei der Software, als auch bei der Hardware, zur Verbesserung von Lern- und Arbeitsmöglichkeiten.


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